Blick zurück – in die Zukunft

Wer wollte das? Das ganze Volk der DDR? Da brüllte jemand eilfertig von jenseits der Staatsgrenze: Blühende Landschaften sollt Ihr haben! Also nun zurück gebläkt, im Chor natürlich: „Deutschland einig Vaterland!“ Wem soll man das verdenken? Da strömten sie in Scharen. Bürgerbewegungen, die nach Veränderungen innerhalb des Bisherigen strebten, versackten und verstummten mit feuchten Lippen in der Schlammflut der Profitmacher-Eliten. Was fiel da bei uns ein? Was hat es gebracht? Teure Wohnungen und Rausschmisse. Die Herrschaft der Immobilien-Spekulanten, größtenteils. Arbeitslosigkeit. Korruption. Zunehmend klaffende Wunden zwischen Oben und Unten. Armut. Egoismus. Obdachlosigkeit. Manipulierte Einäugigkeiten. Geschichtsfälschungen am laufenden Band, besonders, was die Ursachen von Kriegen betrifft. Während des Ukraine-Konfliktes und zuvor bereits drastische Schreie der Deutschen nach einer Vormachtstellung in Europa und in der Welt. Politisches Gebrülle nach Mitspracherecht in der von USA/NATO dirigierten Expansionspolitik. Ein neuer Ritt gen Osten?

 

Also großer Jubel, begleitet durch den unerhörten Trommelwirbel der Medien. Den Blick auf die Geschichte der DDR lassen sie nur durch ein Schlüsselloch zu – aus Angst, Vernünftiges könnte überschwappen. Wen juckt es? Zu wenige, aber immerhin diejenigen, die sich noch im Wachzustand befinden. Erkenntnisse über den heutigen BRD-Zustand mögen individuell und lokal bedingt groß sein. Im Inneren kocht es bei so einigen Leuten. Schreibt es nieder. Geht demonstrieren. Lest. Ruft es hinaus. Oder geht im Zweifelsfalle shoppen. Sich ablenken. Ruhig bleiben. Dabei nicht in die Brieftasche schauen. Da könntest du einen Schock bekommen. Also sich anpassen? Das fehlte noch. Da rühren die Allmächtigen am Schlaf der Welt, rühren wieder die Kriegstrommeln – und keiner regt sich auf? Basta. Kann das sein? Wie schon einmal, als die Braunen zum Generalangriff auf den Bolschewismus bliesen und allzu viele jubelten und dann ?

 

Die große Absicherung

 

Gewiss – ein notwendiges Übel. Wie wird daran erinnert? Werden etwa die Kalten Krieger gebrandmarkt? Diejenigen, die seit der Befreiung vom Faschismus stets und immer wieder zur „Befreiung“ der Ostzone aufriefen? Dass die Gefahr eines Atomkrieges bestand? Dass dies auch Kennedy bestätigte? Wird daran gedacht? Werden ins Kalkül gezogen u.a. Die Hallstein-Doktrin? Die Delegitimierung der „Ostzone“ von Anbeginn? Die Truman-Doktrin, die ideologische Begründung für den Kalten Krieg. Die Stalin-Note 1952 und die Absage Adenauers? „Rheinischer Merkur“ 20.7.1952: Befreiung sei die Parole? Der Beitritt der BRD zur NATO? Juni 1948: Die separate Währungsunion? 1948 der Beitritt zur Westunion? Marshallplan? 1950: Himmeroder Denkschrift - „Heimatdienst“ (deutscher Verteidigungsbeirat)? 8.8.1961 – bereit, weitere 6 Divisionen nach Europa zu verlegen, so US-Außenminister Dean Rusk? 9.7.1961: Bonner Rundschau – in der Lage sein, alle Mittel des Krieges anzuwenden? 1996: Kinkel, Zweifel am Potsdamer Abkommen? Fazit: Die BRD sollte unter den Fittichen der USA als Speerspitze gegen den Osten funktionieren.

 

Verbarrikadierte Seelen?

 

Keine Fragen danach? Zugemauerte arme Seelen? Mit massiver Beihilfe durch die bürgerlichen Medien? Knallharte Geschichtsfakten zu vergessen, ja bewusst zu unterdrücken, kommt einem gesellschaftlichen Kriminalakt gleich. Bleiben als „Argumente“ nur noch Tränen, Familientrennungen und Opfer in der Medien-Berichterstattung übrig? Der Mauerbau 1961. Natürlich, den kannst du „so oder so“ betrachten. Nimmst du ihn nur als „Todesstreifen“ zur Kenntnis, als Trennendes zwischen Deutschen, als einsperrende Maßnahme, als Gefängnis für die DDR-Bewohner, dann verzerrt sich dein Geschichtsbild, gehörig sogar, dann lässt du dich blenden von denen, die dafür verantwortlich sind, dass Deutschland in den Krieg getrieben wurde und dann die Folgen zu tragen hatte, auch die der Zweistaatlichkeit. Siehst du den Mauerbau aber auch als Schutzmaßnahme gegen die Ausplünderung des ersten Deutschen Friedensstaates, als Abwehrkampf gegenüber dem Alleinvertretungsanspruch der BRD, als Maßnahme der Friedenserhaltung - was sich ja auch nachträglich jahrzehntelang bestätigt hat - dann siehst du mehr als nur mit einem Auge. Wer Ursache und Wirkung allerdings nicht auseinanderhalten kann, nicht in Zusammenhängen denken gelernt hat, der steht in einer politischen Notsituation. Dem bleibt nichts weiter übrig, als sich mit Hasstiraden oder gar kriminellen Aktionen zu „rechtfertigen“. Das aber ist politisches Glatteis. Die Frage nach dem „Jubel“ anlässlich des 9. November 1989 bekommt damit eine viel größere und wichtigere Funktion, eine politische Dimension. Zu kurz gedacht?

von Internetredaktion (Kommentare: 0)

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