Asien und andere Staaten schließen sich zusammen - Teil 2
Auferstehung der Seidenstraße
Auszug aus der Märkischen Oderzeitung vom 06.05.2017 (Print) und 09.05.2017 (Online)
… An diesem Wochenende treffen sich auf Einladung des chinesischen ... Staatschefs Xi Jinping unter anderem Russlands Präsident Wladimir Putin, der umstrittene philippinische Regierungschef Rodrigo Duterte, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sowie die Alleinherrscher Alexander Lukaschenko aus Weißrussland und Nursultan Nasarbajew aus Kasachstan. Der Gipfel am Sonntag und Montag in Peking ist das größte diplomatische Ereignis des Jahres in China.
Dabei geht es um eine fantastische Idee mit historischen Dimensionen: Den Bau einer "Neuen Seidenstraße", eines modernen Verbindungsnetzes entlang der mythischen antiken Handelsrouten, die Asien, Afrika und Europa über Land und See verbunden haben. Wo einst Seide, Gewürze, Tee, Porzellan, Gold und Silber gehandelt wurden, sollen künftig Hochgeschwindigkeitszüge und Frachtwaggons rollen, Öl und Gas durch neue Pipelines fließen, Straßen und Häfen entstehen und sich Unternehmen in neuen Wirtschaftszonen ansiedeln.
Es ist das ehrgeizigste geopolitische und wirtschaftliche Vorhaben des chinesischen Staats- und Parteichef. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt startete Xi Jinping 2013 die Idee mit 40 Milliarden US-Dollar für den Anfang. Es können leicht einige hundert Milliarden werden. Das Projekt läuft unter "Neue Seidenstraßen" oder "One Belt, One Road" (Ein Gürtel, ein Weg) für die Routen über Land und See, kurz OBOR oder "Belt and Road"-Initiative. Zu dem Gipfel reisen 28 Staats- und Regierungschefs an. 110 Ländern sind vertreten.
Während sich die USA unter Präsident Donald Trump aus dem transpazifischen Handelsabkommen (TPP) zurückgezogen haben und dem freien Welthandel den Rücken kehren, stößt China in die Lücken vor, um den "chinesischen Traum" einer "Wiederauferstehung" zur Weltmacht zu verwirklichen. Wollte der marktwirtschaftliche Reformarchitekt Deng Xiaoping einst keine Rolle auf der Weltbühne, sondern vorerst Chinas "Stärke verstecken und auf den richtigen Augenblick warten", ist für Xi Jinping jetzt der Zeitpunkt gekommen.
"Was hat China?", sagt Tom Miller, Autor eines Buches über die Initiative. "Sein Militär ist nicht so groß wie das der USA. Auch hat China nicht so viele Freunde. Aber es hat jede Menge Geld und wirtschaftliches Gewicht." Peking versuche, seine Führungsrolle durch Investitionen und "Infrastruktur-Diplomatie" auszubauen. "Durch bessere Konnektivität versucht Peking, eine Art Handelsnetz zu schaffen, in dem alle Wege zurück nach China führen."
Die zweitgrößte Volkswirtschaft wächst nur noch langsam und sucht frische Triebkräfte. Da sollen weitere Märkte geschaffen werden: "Eine neue Ära der Globalisierung." Auch sollen die rückständigen Regionen im Westen des Riesenreiches besser wirtschaftlich mit den westlichen Nachbarn verknüpft werden. Eines der Vorzeigeprojekte - auch wenn es vorher geplant war - ist der China-Pakistan-Wirtschaftskorridor von Xinjiang im fernen Westen Chinas zur pakistanischen Hafenstadt Gwadar am Arabischen Meer unweit der Ölrouten vom Persischen Golf.
65 Länder sollen ihr Interesse angemeldet haben. In Europa stehen zwei Regionen im Fokus: Zentral- und Mitteleuropa sowie die Mittelmeer-Region. Prominente Projekte sind die Übernahme des griechischen Hafens von Piräus und der geplante Bau der Eisenbahn zwischen Belgrad und Budapest. Auch die neuen Güterzugverbindungen von China bis zum großen europäischen Binnenhafen Duisburg, den Xi Jinping 2014 besichtigt hatte, oder bis nach Spanien zählen dazu. Doch auch diese Projekte waren zum Teil vorher gestartet worden.
von Internetredaktion (Kommentare: 0)
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