Russlands Rüstungsexporte

Russlands Rüstungsexporte

Waffenlieferungen sind ein Instrument der politischen Einflussnahme. Washington zwingt seinen Partnern offen seine militärische Ausrüstung auf, wie sich am Beispiel der Lieferungen an neue Nato-Mitglieder in Osteuropa zeigt. Dabei verkaufen die USA vor allem alte Waffenbestände, die über keine bahnbrechenden Technologien verfügen. Und auch der viel gerühmte F-35-Jäger der fünften Generation (mit seinen zahlreichen technischen Problemen) ist international nicht sehr gefragt. Nur Polen beeilt sich, den Vertrag über 4,6 Milliarden US-Dollar für die Lieferung von 32 Flugzeugen dieses Typs zu zahlen, die ab 2024 zu 4-6 Stück pro Jahr in Polen eintreffen sollen.

Moskau verhält sich als Rüstungsexporteur anders: Die verkauften modernen Militärgüter verschifft es termingerecht und in der benötigten Menge, manchmal sogar zum eigenen wirtschaftlichen Nachteil, wie zum Beispiel bei der Lieferung der Su-35-Jäger nach Ägypten. Gleichzeitig erweitert Russland sein Liefergebiet und dringt sogar in den traditionellen Einflussbereich der USA ein. Ein klassisches Beispiel ist der Kauf russischer S-400-Luftverteidigungssysteme durch das NATO-Mitglied Türkei, die das System anstelle des amerikanischen Systems Patriot erwarb. Und dies ist ein Element der russischen Außenpolitik, auch ohne den Aspekt zu berücksichtigen, dass die russischen Flugabwehrraketensysteme S-400 Triumph viel effektiver und zudem kostengünstiger sind als Produkte der Marke „Made in USA“.

Die Erfahrungen mit dem türkischen Auftrag für das Luftverteidigungssystem S-400 haben gezeigt, dass sich Moskau durchaus neue Marktanteile im weltweiten Rüstungsgeschäft und auch im traditionellen Einflussbereich der NATO sichern kann. Die Türkei, die jetzt noch das amerikanische AN/FPS-117-Luftüberwachungsradar verwendet, könnte stattdessen durchaus die russische 59N6-TE-Station nutzen. Darüber hinaus ist dieses Produkt von besserer Qualität. Das Radar erkennt alle aerodynamischen und ballistischen Objekte, arbeitet im Dezimeterwellenbereich und ist in der Lage, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 8000 km/h fliegende Ziele in einer Entfernung von bis zu 450 Kilometern und in einer Höhe von bis zu 200 km zu erkennen. Gleichzeitig kann das Radar mindestens 1.000 Objekte gleichzeitig verfolgen und acht verschiedene Klassen von Zielen unterscheiden. Nach Angaben der Entwickler ist die Station in der Lage, sogar Anti-Radar-Raketen sofort zu erfassen und die Besatzung vor der Zerstörungsgefahr zu warnen.

Jetzt hat Russland den USA einen weiteren potenten Rüstungskunden abgeworben, indem es ein Abkommen über die militärische Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien abgeschlossen hat. Das entsprechende Dokument wurde zwischen den beiden Ländern beim Internationalen Militär-Technischen Forum „Army-2021“ unterzeichnet. Experten meinen, dass die getroffenen Vereinbarungen die Bereitschaft Riads zeigen, seine Verteidigungsbeziehungen zu diversifizieren und sich von seiner langjährigen Fokussierung allein auf die USA abzuwenden. Militärexperten der amerikanischen Ausgabe von „Breaking Defense“ kamen zu dem Schluss, dass dieses Abkommen einen weiteren Erfolg für Moskau bedeutet und eine Bedrohung für Washington darstellt.

Laut Analysten ist es jedoch unwahrscheinlich, dass Saudi-Arabien die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten verschlechtern will, daher wird es von Russland nur Drohnen, Hubschrauber, jedoch keine Kampfflugzeuge und Luftverteidigungssysteme erwerben. Aber auch hier wird die Zeit zeigen, welche Waffen die Saudis in Zukunft kaufen, da sie auch wissen, wie man Geld zählt und die Qualität von Waffen einschätzen können.

Heute werden russische Waffen neben der Türkei von Indien, Algerien, Vietnam, China, Iran, Irak, Weißrussland, Kasachstan und Nicaragua gekauft. Das sind die zehn aktivsten und regelmäßigsten Käufer. Es gibt auch andere, wie Bangladesch, Laos oder Pakistan, die den Erwerb russischer Kampfflugzeuge und Angriffshubschrauber prüfen. Paradoxerweise kaufen auch die USA trotz aller Sanktionen und Verbote Kleinwaffen aus Russland. Mehr als 200.000 in Russland hergestellte Handfeuerwaffen werden jährlich in Amerika verkauft. Die Amerikaner haben sogar eine eigene Produktion von Sturmgewehren und Maschinengewehren der legendären Marke Kalaschnikow aufgebaut, die sie hauptsächlich an die Länder Lateinamerikas verkaufen wollen, die an diese russischen Waffe und nicht an das US-Sturmgewehr M-16 gewöhnt sind.

China hat mit Moskau 2021 drei neue Verträge über die Lieferung russischer Waffen unterzeichnet. Andere Länder kaufen ebenfalls bereitwillig, trotz Washingtons ständiger Drohung, Sanktionen gegen diejenigen zu verhängen, die mit Russland auf dem Gebiet der Rüstung kooperieren. Russland liefert jetzt Waffen an 48 Länder.

Auf dem Weltwaffenmarkt präsentiert Russland Waffenmuster aller Arten und Typen, zum Beispiel den Schützenpanzer BT-3F (basierend auf dem Amphibien- Schützenpanzer BMP-3F), das Luftbetankungsflugzeug Il-78MK-90A, das Luftverteidigungssystem Pantsir-ME, die Kriegsschiffe Karakut-E und Sapfar. Großes Interesse lösen der super-manövrierfähige Mehrzweckjäger Su-35, der Mehrzweckjäger Su-30, das Kampftrainingsflugzeug Yak-130, der Multifunktions-jäger MiG-29M/M2, das Amphibienflugzeug Be-200 und verschiedene Drohnen aus. Die russische Hubschrauber Mi-35M und Ka-52, der Panzer T-90MS sowie die Schützenpanzer BMP-3 und BMP-3F werden ebenfalls gern gekauft.

Trotz eines so regen Waffenhandels gab es jedoch in der letzten Zeit einen Rückgang des russischen Waffenexports um 17 Prozent. Vor allem aufgrund des sinkenden Exports nach Indien und China, die sich mehr auf die eigene Produktion, auf den Lizenz-Nachbau oder die Suche nach profitableren Einkäufen konzentrierten. Die T-14 Armata-Panzer und Su-57-Jäger der fünften Generation sind noch nicht reif für den Export. Russland bietet auch seine Hyperschallraketen noch nicht zum Export an.

Aber der Waffenexport ist für Russland nicht die wichtigste Position bei der Finanzierung des Staatshaushalts. Der Anteil des Waffen- und Rüstungsgüterverkaufs am Gesamtvolumen des russischen Exports macht einen unbedeutenden Prozentsatz aus. Heute exportiert Russland hauptsächlich Öl, Kohle und Gas. Und selbst die Einnahmen aus dem Verkauf von Weizen (3-5 Prozent des Exports) übersteigen die Erlöse aus militärischen Lieferungen.

 

(Quelle: Sokirko, V. , Swobodnaja Pressa, 08.09, redaktionell überarbeitete Übersetzung)

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