NATO verstärkt Provokationen im Schwarzen Meer

Am 21. Oktober 2021 wurden die neuen Pläne zur Verteidigung der europäischen und nordatlantischen Zone der NATO in Brüssel verabschiedet. Besonders aufschlussreich ist der Teil, der die bevorstehenden Aktionen in der Schwarzmeerregion betrifft. Denn fast unmittelbar nach der Bestätigung dieses Dokuments nahmen die Ereignisse im Süden Russlands einen sehr düsteren und alarmierenden Lauf. In der zweiten Oktoberhälfte flogen fünf amerikanische Mehrzweckjäger vom Typ F-15 „Strike Eagle“ zum 400 Kilometer von der Krim entfernten bulgarischen Luftwaffenstützpunkt „Graf Ignatievo“. Formal, um an der gemeinsamen Luftwaffenübung „Castle Forge“ des Gastlandes teilzunehmen. Zur gleichen Zeit landete eine weitere Kampfgruppe mit gleichen Flugzeugen der US-Luftwaffe und mit dem gleichen erklärten Zweck auf dem Luftwaffenstützpunkt „Borcea“ in Rumänien.

Bereits am 4. November wurde klar, dass die Luftwaffenmanöver nicht der Hauptgrund für die Verlegung der F-15 waren. An diesem Tag tauchten plötzlich diese US-Jäger auch am Himmel über dem türkischen Bosporus auf, direkt über den Masten des Flaggschiffs der 6. US-Flotte „USS Mount Whitney“, die vom Mittelmeer ins Schwarzen Meer einlief. Niemand kannte den Zweck der Luftdeckung für das Flaggschiff. Aber bald war klar, dass diese scheinbar routinemäßige Durchfahrt eines amerikanischen Schiffes durch den Bosporus von der NATO als multinationale Kampfoperation deklariert wurde. Daran nahmen neben den bereits erwähnten US-amerikanischen F-15-Jägern auch das türkische Aufklärungs- und Kontrollflugzeug Boeing E-7T „Wedgetail“ und dessen griechisches Pendant EMB-145 „Erieye“ teil. So lief die  „USS Mount Whitney“ mit Lärm und Getöse ins Schwarze Meer ein. Hinzu kommt, dass die Besatzung des Flaggschiffes der 6. US-Flotte nicht zum ersten Mal eine „Mission“ im Schwarzen Meer durchführt. Immer in Zeiten zunehmender politischer und militärischer Krisen tauchte das Schiff in der Region auf. Das war im August 2008 der Fall, als Russland eine Militäroperation zur Abwehr der georgischen Aggression durchführte. Auch im Winter 2014, während des Maidan-Putsches in Kiew operierte das Schiff im Schwarzen Meer.

Aus welchem Grund sich die „USS Mount Whitney“ nun abermals aufgemacht hat, das Schwarze Meer zu durchkämmen, ist noch nicht ganz geklärt. Denn als erstes traf es im Verbund mit dem amerikanischen Zerstörer „USS Porter“ im georgischen Hafen Batumi ein. Doch während die Besatzungen der beiden Schiffe von ihren Decks aus genüsslich den traditionellen „Lezginka“ (Tanz) der Georgier am Pier beobachteten, passierte auch vor der Küste der Krim etwas Außergewöhnliches. Diesmal flog ein sehr leistungsstarkes strategisches Aufklärungsflugzeug RC-135V/W Block 8 „Rivet Joint“ vom Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland aus die Krim an. Eine Besonderheit der Bordausrüstung dieses Flugzeuges ist die vollständige Störfestigkeit vor den modernen Systemen des Funkelektronischen Kampfes, die Russland auf der Krim stationiert hat. Darunter die Station 1RL 257 „Krasucha-4“, die durch ihren Einsatz in Syrien berühmt wurde. Angeblich soll die amerikanische RC-135V/W Block 8 „Rivet Joint“, auch wenn die "Krasucha-4" mit voller Leistung arbeitet, in der Lage sein, aus großer Entfernung und mit einer Genauigkeit von 5-7 Metern, die Koordinaten der russischen Radarstationen und Fla-Raketenfeuerabteilungen der Typen S-300PM2, S-400 und S-300V4 zu registrieren. Und genau diese Systeme bilden heute die Grundlage der russischen Luftverteidigung im Kuban-Gebiet und auf der Krim. Ähnliche Krim-Einsätze von US-Aufklärungsmaschinen dieses Typs hatte es bereits bei anderen Gelegenheiten gegeben: So am 25. November 2018, als die ukrainischen Panzerboote „Berdjansk“ und „Nikopol“ sowie der Schlepper „Yany Kapu“, der Seestreitkräfte der Ukraine versuchten, durch die Straße von Kertsch vom Schwarzen Meer zum Asowschen Meer durchzubrechen. Und das gleiche Flugzeug kreiste am 23. Juli 2021 vor der Krim, als der britische Zerstörer D36 HMS „Defender“ auf seiner Fahrt von Odessa nach Batumi in der Nähe von Sewastopol in die Hoheitsgewässer Russlands eindrang. Aber unweit von „Cape Fiolent“ musste er unter Androhung eines Bombenangriffs russischer Flugzeuge, die auf dem Stützpunkt in Balbek gestartet waren, ins offene Meer abdrehen.

All diese Ereignisse, die von der NATO offensichtlich vorbereitet und organisiert wurden, zeigen, dass das Bündnis in der kommenden Zeit etwas äußerst Ernstes in der Nähe der Krim vorbereitet. Es ist unwahrscheinlich, dass die beiden amerikanischen Schiffe nach so vielen beeindruckenden und kostspieligen Provokationen einfach friedlich von Batumi zum Bosporus zurückkehren werden. Viel gefährlicher wird es, wenn beide Kriegsschiffe mit maximaler Unterstützung der NATO-Luftaufklärung Kurs auf die Krim nehmen und dabei die russischen Hoheitsgewässer wieder verletzen. Die USA und die NATO begründen die Aktionen damit, dass nicht nur der Westen, sondern fast niemand auf der Welt die 12-Meilen-Zone um die russische Halbinsel anerkennt. Nach ihrer Meinung gehört die Krim der Ukraine und deshalb ist es aus Sicht Washingtons notwendig, die Durchfahrt durch die 12-Meilen-Zone der Krim nicht von Moskau, sondern von Kiew bestätigen zu lassen, das natürlich schon im Vorfeld mit allem einverstanden ist, wenn es um Aktionen der USA und der NATO geht.

Aber auch in diesem Fall werden sich die „USS Mount Whitney“ und „USS Porter“ in genau der gleichen Situation wiederfinden, in die im vergangenen Sommer der Zerstörer HMS „Defender“ rauschte.

Fahrten von US-Kriegsschiffen durch die 12-Meilenzone anderer Länder passieren nicht nur im Schwarzen Meer. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Provokationen der US-Marine, unter Berufung auf das Recht der freien Schifffahrt. Wo immer jemand seine Seegrenzen festgelegt hat, deren Existenz die USA nicht anerkennen, greift Washington zu diesem Vorwand für militärische Provokationen. So zum Beispiel im Oktober 2018, nahe der chinesischen Insel Nansha im Südchinesischen Meer. Dort führte die Verletzung der 12-Meilenzone der Insel durch den US-Zerstörer „USS Decatur“ fast zu einem schweren bewaffneten Zusammenstoß mit den Kriegsschiffen Chinas.

Oder neuerdings im fernen Osten, wo am 15. Oktober 2021 in der Bucht „Peter der Große“ der amerikanische Zerstörer „USS Chafee“ drei Kilometer tief in die russische 12-Meilenzone eindrang. Das russische U-Boot-Abwehrschiff „Admiral Tributs“ wollte damals den Eindringling rammen.

 

(Quelle: Ischenko, S., Swobodnaja Pressa, 9.11.21, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

 

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