Militärtechnische Informationen

Ein Überblick aus russischen Medien

Militärtechnische Informationen
Quelle: Collage, tvnva Bildarchiv

Trends der Panzerentwicklung

Hohe Feuerkraft, Beweglichkeit im Gelände und Schutz der Besatzung waren und sind die Eigenschaften, die den Kampfpanzer als Waffenkonzept seit vielen Jahren zur wichtigsten Offensivkraft der Bodentruppen machen. Doch die technischen Grundideen der Panzerentwicklung wurden nur minimal fortentwickelt. Das Konzept des Waffensystems, die Kombination von Artilleriebewaffnung, Kettenlaufwerk und Panzerung, ist nicht grundlegend verändert worden. Und fast alle Armeen, die über Kampfpanzer verfügen, setzen derzeit vor allem auf die kostenoptimierte Modernisierung vorhandener Fahrzeuge und damit auf die Fortschreibung des traditionellen technischen Ansatzes.

Amerikanischer Panzer M1 Abrams
Panzerkolonne M1-Abrams, Quelle: Bildarchiv tvnva

Der derzeitige US-Kampfpanzer M1 „Abrams“, der seit 1980 produziert wird, wurde trotz einer Reihe innovativer Lösungen, darunter ein computergestütztes Feuerleitsystem und ein separates Munitionsmagazin, unter Berücksichtigung früherer Erfahrungen entwickelt. Sein Urahn ist der Patton-Kampfpanzer

in seinen verschiedenen Ausführungen (M46, M47, M48), der 1949 seinen Dienst bei der US-Armee aufnahm und am Koreakrieg (1950-1953) teilnahm, in dem er sich gut gegen die sowjetischen Panzer bewährte. Der sowjetische T-34/85 der bei der Nordkoreanischen Volksarmee im Einsatz war, erwies sich den „Pattons“ gegenüber als deutlich unterlegen. Und der „Vater“ des „M1 Abrams“ war der M60-Panzer, der 1960 in Dienst gestellt wurde – trotz einiger Unterschiede ist die Ähnlichkeit immer noch offensichtlich.

Panzer M60-Patton
Panzer M60-Patton, Quelle:wallpaper alphacoders.com

Auch die Entwicklung der russischen Panzer erfolgt in einer Spirale und nutzt in gewisser Weise die Erfahrung ihrer Vorgänger. Aus dem T-54 und dem T-55, die eine Reihe von Anleihen vom legendären T-34 hatten, entstand der T-62, dann wurde die Erfahrung mit dem T-62 bei der Schaffung des T-72 genutzt und auf dessen Grundlage erfolgte eine tiefgreifende Modernisierung zum T-90. Aus diesem entstand dann als letzter in der Reihe der T-90M „Breakthrough“. Nur der T-80BVM schert etwas aus der Reihe – hauptsächlich aufgrund des Gasturbinentriebwerks.

Panzer T54-A
Panzer T54-A, Quelle Archiv tvnva

Panzer T90, Quelle: wikipedia
Panzer T90, Quelle: wikipedia

Auch Weißrussland, das über etwa 450 Stück T-72 in vier Panzerbrigaden verfügt,  hat seit 2017 den Weg der Modernisierung zum T-72BEM beschritten. Nach Aussagen von Militärexperten soll er fast das Niveau der russischen T-90A erreichen. Viele Komponenten, einschließlich des Steuerungssystems, sind fast vollständig aus Russland übernommen. Es ist auch bekannt geworden, dass Belarus einen Teil seiner modernisierten Panzer für den Export vorbereitet.

Unlängst wurde berichtet, dass Vietnam T-54-Panzer modernisiert. Es sind dieselben mittleren Panzer, die seit 1947 in der UdSSR in Massen produziert wurden (mehr als 20.000 wurden im Omsker Transport Engineering Plant hergestellt). Etwa 400 Stück T-54 wurden von 1970 bis 1972 nach Vietnam geliefert. Die Modernisierung wird durchgeführt, obwohl Hanoi mit Moskau einen Vertrag über 250 Millionen US-Dollar über die Lieferung von 64 moderneren T-90S/SK unterzeichnet hat (die Auslieferung begann 2017). Im Vietnamkrieg von 1964 bis 1975 wurde seitens der Amerikaner gegen die Vietnamesen massiv der Panzer M48-Patton eingesetzt. Die Vereinigten Staaten wurden jedoch besiegt, unter anderem durch die Lieferung von sowjetischer Militärausrüstung. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten dabei zuerst Panzer des Typs T-34/85 und dann die T-54 und T-62. Vor allem der T-54, den man nun zu modernisieren beginnt, zeichnete sich durch hohe Zuverlässigkeit und einfache Bedienung aus.

Die Vietnamesen verstärken die Panzerung des T-54, verbessern das Kettenlaufwerk und installieren einen stärkeren Motor, ersetzen aber die 100-mm-Kanone nicht. Vier modernisierte Panzer wurden bereits an die 409. Panzerbrigade übergeben und die Einheit wird im Jahr 2021 weitere 31 Stück erhalten. Vietnam beabsichtigt, einen Großteil seine T-54 auf das Niveau eines T-54B zu modernisieren und dann mit der Modernisierung der T-62 zu beginnen. Es ist vorgesehen, dass diese mittleren Panzer die moderneren T-90 im Gefecht unterstützen und auch als Kommandofahrzeuge eingesetzt werden. Die Modernisierungen sind auf jeden Fall billiger als der Neukauf von moderneren Panzern.

Israel hat während des Sechs-Tage-Krieges im Juni 1967 von den arabischen Ländern über 400 T-54 und T-55 erbeutet und einen Teil davon in schwere gepanzerte Fahrzeuge des Modells „Akhzarit“ für den Mannschaftstransport umgebaut.

Mannschaftwagen Akhzarit
Schwerer Mannschaftswagen Akhzarit, Quelle: wikipedia

200 dieser gepanzerten Fahrzeuge sind noch immer bei der israelischen Armee im Einsatz. Die Israelis modernisieren auch regelmäßig ihren Kampfpanzer „Merkava“, der seit 1979 im Einsatz ist und jetzt als „Merkava Mk-4“ bezeichnet wird. Optisch unterscheidet er sich etwas von seinem Vorgänger: Motor, Panzerung und Waffen wurden ersetzt, aber im Großen und Ganzen ist es immer noch der gleiche Panzer.

Als eine Ausnahme der Panzerentwicklung kann der russische T-14 „Armata“ gelten, dessen Fertigstellung jedoch seit zwei Jahr ins Stocken geraten ist. Er konnte trotz bestehender Verträge noch nicht an die Streitkräfte ausgeliefert wurden, weil er wahrscheinlich zu überproportioniert und zu kompliziert ist und somit zu teuer wird.

Panzer in der russischen Armee werden in den kommenden Jahren kein Anachronismus sein, sondern durch ihre Modernisierung verbessert und ergänzt – sagte der Militärexperte Vladimir Popov. Keiner der größeren bewaffneten Konflikte des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts fand ohne den Einsatz von Kampfpanzern statt. Panzer operierten erfolgreich sowohl in lokalen Konflikten als auch in groß angelegten Militäroperationen. In Afghanistan verwendeten sowjetische Truppen sie als Feuerunterstützung für Beobachtungsposten in den Bergen. Die US-Truppen im Irak überwanden nur dank der Unterstützung von Panzern die Verteidigung der Streitkräfte von Saddam Hussein.

Panzer T14-Armata, Quelle: Archiv tvnva
Russischer Panzer T14 Armata - Quelle: Bildarchiv tvnva

Schaut man sich die aktuelle Situation auf einem möglichen Kriegsschauplatz in Europa an, an dem Russland einerseits und die Truppen der NATO-Staaten andererseits beteiligt sein könnten, ergibt sich folgendes Bild: Russland hat zwei Panzerarmeen in westlicher Richtung stationiert. Die Vereinigten Staaten haben jetzt eine Panzerbrigade von Deutschland nach Polen verlegt und zuvor schon eine Panzergruppe der 4. US-Infanteriedivision mit 87 „Abrams“ in Polen stationiert. Das heißt, die Bedeutung von Panzern in modernen Kriegen wird nicht geringer werden.

von Redaktion (Kommentare: 0)

Zurück

Einen Kommentar schreiben