Landgestützter Kampfroboter für EU-Armeen

Landroboter
Quelle: Collage, Archiv tvnva

Defense News berichtet, dass die europäischen Unternehmen Milrem Robotics und Kongsberg Defence & Aerospace gemeinsam einen autonom handlungsfähigen Roboter-Panzer entwickeln wollen. Die Partnerschaft wurde auf der Londoner Waffenausstellung DSEI 2021 bekannt gegeben.

Die Konstrukteure des Konsortiums planen eine komplette Produktfamilie gepanzerter Roboter, die mittels Künstlicher Intelligenz (KI) im Kampfeinsatz eigenständig agieren sollen. Vorgesehen sind Transport- und Pionierversionen, Artillerie- und Fla-Waffenträger sowie Radar- und Feuerleit-Fahrzeuge zur Unterstützung von Heereseinheiten.

Modulare Kamproboter
Quelle: tvnva Archiv

Ein Prototyp unbemannter Bodenfahrzeuge des estnischen Unternehmens Milrem Robotics mit der Bezeichnung THeMIS (Tracked Hybrid Modular Infantery System) wurde im Herbst 2020 bereits auf dem Truppenübungsplatz Lehnin im Auftrag des Amtes für Heeresentwicklung (Dezernat Konzeption und Führung Infanterie) getestet, so ein Bericht des Magazins „Der Gardist“ (01/2021, S. 47 ff.). Das Fahrzeug soll Infanterieeinheiten durch den Transport von Ausrüstung unterstützen oder zur Bergung Verwundeter eingesetzt werden können. Der Praxistest im Brandenburgischen Lehnin ist offenbar Teil eines EU-Programms zur Entwicklung von Bodenrobotern für die logistische Kampfunterstützung von Heereseinheiten, an dem Milrem Robotics beteiligt ist. Laut einem Bericht der Zeitschrift „Europäische Sicherheit und Technik“ (Ausgabe 06/20) wurde im Rahmen des European Defence Industrial Development Programme (EDIDP) der Europäischen Kommission der Weg für die Entwicklung eines „integrierten, modularen, unbemannten Bodensystems“ (integrated Modular Unmanned Ground System/iMUGS) bereitet. Das Projekt kostet die europäischen Steuerzahler 32,6 Millionen Euro. Eingebunden sind folgende Unternehmen: Milrem Robotics sowie GT Cyber Technologies aus Estland, Safran Electronics & Defense und Nexter Systems (Frankreich), Krauss-Maffei Wegmann und Diehl Defence aus Deutschland, Bittium Wireless und Insta DefSee (Finnland), (Un)Manned und DotOcean (Belgien), Latvias Mobilais Telefons aus Lettland sowie GMV Aerospace and Defence aus Spanien. Auch die Estnische Militärakademie und die Königliche Militärakademie Belgiens beteiligen sich an den Entwicklungsarbeiten. Die Federführung liegt bei Milrem Robotics, das sein unbemanntes Fahrzeug „THeMIS“ als Prototyp in das Projekt einbringt.

Ziel des iMUGS-Projektes ist die Schaffung einer „modularen und skalierbaren Architektur für hybride bemannte und unbemannte Systeme“. Man wolle auf diesem Weg europäische Standards für „Luft- und Bodenplattformen, Führungs-, Kontroll- und Kommunikationsausrüstungen, Sensoren, Nutzlasten und Algorithmen“ entwickeln. Die Funktionsmuster sollen schließlich im Rahmen von Truppenübungen unter verschiedenen klimatischen Bedingungen getestet werden, wobei als Ziel ausdrücklich definiert wird, „operatives Know-how“ zu sammeln und „Konzepte für den kombinierten Einsatz bemannter und unbemannter Mittel“ zu entwickeln. Die EU will offenbar im Rahmen der fortschreitenden militärischen Integration luft- und bodengestützte Kampfroboter in eigener Regie entwickeln. Es geht bei diesen konzeptionellen Überlegungen und technischen Entwicklungsarbeiten letztlich um Szenarios zukünftiger Kriege in Europa, mithin um die Chancen der NATO, sich in einem konventionellen Konflikt gegen einen „militärisch gleichwertigen“ Gegner durchzusetzen. Das Mittel der Wahl ist dabei der massive Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).

Das ambitionierte Projekt der Unternehmen Milrem Robotics und Kongsberg ordnet sich folgerichtig in zukunftsorientierte operativ-taktische Konzepte ein, welche die klassische Gefechtsführung mit Cyber-Angriffen und Attacken durch große Mengen autonom gesteuerter Systeme kombinieren. Drohnen und bodengestützte Roboter sollen in Schwärmen vernetzt werden. So sollen in einem künftigen Krieg spezialisierte, interagierende Automaten den Gegner attackieren. Die Dynamik der Kampfhandlungen wird sich unter diesen Umständen völlig anders entwickeln als in bisherigen Kriegen. Die Aufklärung und Bewertung gegnerischer Kräfte und Mittel, die Entscheidungsfindung, Zielauswahl, Zielmarkierung und Zielbekämpfung würden extrem beschleunigt und die Vernichtungseffektivität damit erhöht. Gefechtshandlungen würden zudem weiträumiger geführt werden.

Präsentationsmodell KampfpanzerPräsentationsmodell Kampfpanzer Type-X. (Quelle: Milrem Robotics)

Modell für Infantrie
Autonomer Kampfpanzer und Waffenträger zur Unterstützung der Infanterie als Modell (Quelle: Milrem Robotics)

 

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