Kasachstan im Fadenkreuz islamistischer Terroristen

Der kasachische Präsident Kassym-Zhomart Tokajew wandte sich erneut an die Bevölkerung seines Landes und sagte, dass den Strafverfolgungsbehörden und der Armee befohlen wurde, ohne Vorwarnung das Feuer zu eröffnen. All dies zeugt von einer äußerst verzweifelten Lage der Behörden und ihrer Bereitschaft, zu radikalsten Maßnahmen zu greifen. Die Berichte aus Kasachstan erinnern an den Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011. Im ehemaligen „arabischen Frankreich“ (wie die SAR damals genannt wurde) glaubte damals niemand, dass ein relativ wohlhabender Staat in wenigen Monaten in Schutt und Asche zerlegt werden kann. Zu viele Gemeinsamkeiten gibt es zur aktuellen Situation in Kasachstan. Hier wie dort traten Clans, die sehr starken Einfluss auf die fanatische Jugend haben, in den Kampf ein. Der Eindruck ist, dass es in Kasachstan, wie einst in Syrien, Formierungen von militanten Gruppen und das „Aufwachen“ von „Schläfern“ terroristischer Organisationen gibt, die beschlossen haben, spontane soziale Proteste der Bevölkerung auszunutzen.

Am 7. Januar berichtete das Lagezentrum des Innenministeriums Kasachstans: „Auf die Untersuchungshaftanstalt in der Stadt Taldykorgan wurde ein Angriffsversuch unternommen. Der Angriff von Terroristen in Tarnuniformen wurde verhindert. Bei der Sonderaktion töteten Polizeibeamte einen Angreifer, ein weiterer wurde verwundet. Insgesamt waren es 20 Angreifer.“ Auf der Website des kasachischen Innenministeriums war etwas früher die Information aufgetaucht: „10 Stück Glattrohrwaffen (wahrscheinlich Jagdwaffen) wurden von Polizeibeamten in Kordai in Fahrzeugen  entdeckt. Die Fahrzeuge hatten keine Nummernschilder und wurden beschlagnahmt. Vier Personen wurden festgenommen. Zwei weitere Autos, in deren Kofferräumen sich 26 neuen Handys befanden, wurden ebenfalls beschlagnahmt.

Ausländische Medien schreiben unter Berufung auf die Nachrichtenagentur KazTAG (nach Informationen sind die Seiten „kaztag.kz“ wie „orda.kz“ nun gesperrt) über bestimmte Gruppen bewaffneter Personen, die am 6. Januar angeblich den Fernsehturm auf einem Hügel oberhalb von Almaty gestürmt haben. Es sollen jene Rebellen gewesen sein, die in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar das Rathaus in Almaty stürmten und überall Feuer legten.

Die Maßnahmen der Behörden zeigen erste Ergebnisse, aber es ist noch zu früh, von einer Stabilisierung zu sprechen. Nach Informationen sozialer Medien war es  in Almaty am 7. Januar relativ ruhig. Nur vereinzelt waren Feuerstöße automatischer Waffen zu hören. Gleichzeitig wird berichtet, dass die Militanten sich organisiert aus der Region Almaty zurückziehen. Auf der Seite kz auf Facebook gibt es einen Beitrag, der schildert, dass sich die meisten friedlichen Demonstranten in Aktau zerstreut haben. Angeblich haben die Leute sogar ihre Zelte abgebaut und den Müll weggeräumt. Nichtsdestotrotz forderten einige Aktivisten, sich nicht aufzulösen und versammelten erneut ca. 700 Menschen, die bereit sind, den Kampf fortzusetzen.

Die lokalen Behörden erklären, dass die Proteste, die in ein Blutvergießen mündeten, eine Bestätigung der Worte Tokajews sind, dass die aktuellen Demonstrationen von terroristischen und kriminellen Gruppen unterwandert sind, die möglicherweise vom Ausland unterstützt werden. Hier muss man sich an ein IS-Propagandavideo  erinnern, das die Indoktrination zehnjähriger kasachischer Kinder und das Training dieser Kinder im AK-74-Schießen zeigte. Es wurde 2014 von der Hauptmedienabteilung der IS-Terroristen in Syrien  „Al-Hayat Media Center“ unter dem Titel „Race to Good“ erstellt. In diesem Video wird erklärt: „Wir treffen in Syrien auf einige unserer neuen Brüder aus Kasachstan. Sie antworteten mit ihrer Hijra auf die Aggression der Kreuzfahrer.“ Heute sind diese Kinder zwanzig Jahre alt!

In Kasachstan wurden von den Friedenstruppen mobile Eloka-Systeme des Typs RB-341 V „Leer-3“ eingesetzt, mit deren Hilfe die Koordinaten von Handys, Tablets und anderen Kommunikationssystemen aufgeklärt werden. Der Komplex umfasst auch einige Drohnen „Orlan-10“, in denen kleine Störsender installiert sind.

Im Allgemeinen ist die im Rahmen einer Friedenssicherungsoperation nach Kasachstan mitgenommene militärische Ausrüstung vorrangig dazu bestimmt, bewaffnete Gruppen zu bekämpfen. In Anbetracht der Tatsache, dass das Internet in Kasachstan bereits von den Betreibern blockiert wird, ist das System „Leer-3“ höchstwahrscheinlich im Einsatz, um Sendungen von Funktelefonen zu unterdrücken, die von den militanten Gruppen verwendet werden.

Schaut man sich die vorläufigen Zahlen der Verluste bei den Ordnungskräften und Beamten an, die der Staatssender „Khabar 24“ meldete, so wird deutlich, dass die Behörden nicht von Neulingen  gestürmt wurden, die gerade eben zu den Waffen gegriffen haben. 12 getötete und mehr als 350 verwundete Sicherheitskräfte und Staatsdiener sind ein ernsthafter Versuch, aus Kasachstan ein zweites Syrien zu machen.

Man sollte auf die Reaktion des Weißen Hauses aufmerksam machen, die als eher neutral bezeichnet werden kann, wenn auch mit Schattierungen traditioneller „Russophobie“. In den USA weiß man offensichtlich nicht, wie man reagieren soll. Wenn es nur um zivilen Ungehorsam ginge, der von den Behörden mit Hilfe Russlands bekämpft wird, kann man sich vorstellen, was für ein Aufschrei aus Übersee käme. Dass eine solche Reaktion bislang ausblieb, deutet darauf hin, dass sich die Amerikaner der dschihadistischen Bedrohung bewusst sind, der Kasachstan ausgesetzt ist.

(Quelle: Sitnikow, A., Swobodnaja Pressa, 8.1.22, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

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