F-35 für Finnlands Luftwaffe

Am 10. Dezember berichteten finnische Medien, dass Finnland beschlossen hat, 64 F-35 „Lightning“-Jäger von den USA zu kaufen. Diese Flugzeuge sollen nach den Plänen des finnischen Verteidigungsministeriums bis 2030 die F/A-18 „Hornet“ ersetzen. Premierministerin Sanna Marin sagte auf einer Pressekonferenz, die Regierung habe die Entscheidung einstimmig getroffen. Sie sagte auch, dass die Betriebskosten entgegen der Kritiken nicht steigen würden. Verteidigungsminister Antti Kaikkonen erklärte: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.“ Auf der finnischen alternative Media-Seite „Mv Lehti“ schrieb Kommentator Sinikkoy Tyuinela: „Der Weihnachtsmann aus dem Pentagon brachte finnischen Kindern 64 F-35 und 200 Marschflugkörper... Und jetzt lohnt es sich, sich an den Preis zu erinnern: 10 Milliarden Euro.... Finnland ist somit ein erstklassiger Schüler der USA und peilt lobenswerterweise die Verteidigungsausgaben der NATO-Mitgliedsländer in Höhe von 2 Prozent des BIP an.“

Finnland wird so, verbunden mit den USA und der NATO, ein Angriffsland gegen Russland sein. Auf die Frage, warum die Finnen das brauchen, antwortete Verteidigungsminister Kaikkonen, dass die Entscheidung auf der Grundlage von Bedrohungsmodellen und in Übereinstimmung mit einer 2014 unterzeichneten Vereinbarung mit der NATO getroffen worden sei. Die Rede ist von dem Abkommen über militärische Unterstützung des Nordatlantischen Bündnisses. Laut „Mv Lehti“ gibt es auch ein Geheimprotokoll zu diesem Vertrag, das nie ins Finnische übersetzt wurde. Offenbar ist Helsinkis Neutralität nur ein Deckmantel für die NATO-Mitgliedschaft, die eine weitere Ausdehnung des antirussischen Militärbündnisses nach Osten verschleiern soll. Es besteht kein Zweifel, dass die Entscheidung über die Lieferung der F-35 in einem Umfang, der die finanziellen und militärischen Fähigkeiten Finnlands übersteigt, nur so zu erklären ist. Nach neuesten Daten des Umfrageinstituts „Gallup“ sind 64 Prozent der Offiziere der finnischen Armee für einen NATO-Beitritt als Vollmitglied. Das zeigt, dass die Washingtoner Propagandisten bei der Gehirnwäsche der finnischen Offiziere hervorragende Arbeit geleistet haben.

Es muss hinzu gefügt werden, dass die USA genau jene F-35, die Deutschland 2019 abgelehnt hat, an die Finnen verkaufen wollen. Berlin hatte diesen amerikanischen Jäger der fünften Generation nicht im Beschaffungsprogramm berücksichtigt. Die Deutschen beabsichtigen, eine modernere Versionen des „Eurofighters“ zu kaufen. Um das Geschäft nicht zu verlieren, scheinen die USA dafür Finnland gewonnen zu haben, da es für diesen zweifelhaften Deal ja das Abkommen über Militärhilfe gibt.

Dass die Lieferung der F-35 militärpolitisch nicht defensiv, sondern offensiv ist, bestätigt ein im Oktober 2020 veröffentlichtes Dokument des US-Verteidigungsministeriums. Das Papier nennt sich: „Exportlizenz für die Lieferung von 64 amerikanischen F-35-Kampfflugzeugen nach Finnland“. Dort heißt es: „Das zentrale Element der präventiven militärischen Abschreckung für Finnland werden Marschflugkörper sein, die die Militäreinheiten des angreifenden Feindes in Hunderten von Kilometern Entfernung vernichten können. Die finnische Regierung hat ihre Bereitschaft zum Kauf von 200 Langstrecken-Marschflugkörpern AGM-158 JASSM bekundet. Der US-Kongress hat die Exportlizenz für diese Raketen erteilt, die beim Angriff auf bedeutende Bodenziele zur Hauptwaffe der finnischen F-35-Jäger werden. Die Reichweite des Marschflugkörpers AGM-158 JASSM beträgt laut offenen Quellen 980 km und das Gewicht des Gefechtskopfs liegt bei 450 kg. Das heißt, sie können von Finnland aus bis nach Moskau fliegen. Die US-Militärs argumentieren, dass diese „intelligente“ Munition bis in die Fenster des Kreml fliegen kann.

Das Abfangen der Marschflugkörper durch russische Luftverteidigungssysteme ist nicht so einfach. Die elektronische Steuereinheit „Jazz“ des AGM-158 ist so programmiert, dass neuste Flugabwehrsysteme getäuscht werden können. In der Liste der Geschenke des Weihnachtsmanns vom Pentagon für Finnland befinden sich neben den F-35 Lightning II und den AGM-158 JASSM noch weitere 120 Stück 925 Kilo schwere BLU-117-Bomben, einhundert AGM-154C-1 Joint Standoff Weapon-Gleitbomben und 150 Stück Sidewinder AIM-Raketen 9X Block II+.

Das am 10. Dezember angekündigte Abkommen erhöht zweifellos die Bereitschaft Finnlands, ein Feind Russlands zu werden. Finnland wird der weltweit größte Betreiber von F-35 Lightning-II-Tarnkappen-Flugzeugen sein, und dass die Finnen solche finanziellen Ausgaben auf sich nehmen, spricht Bände. In den Niederlanden beispielsweise berichtete die Luftwaffe dem Parlament, dass die Kosten allein für den Betrieb von 46 F-35-Kampfflugzeugen etwa 570 Millionen Euro pro Jahr betragen. Helsinki wird daher etwa 800 Millionen Euro benötigen, um die F-35-Flotte zu unterhalten. Darüber hinaus haben die zurzeit in Finnland im Dienst befindlichen F/A-18 „Hornet“ eine Lebensdauer von 6.000 Stunden, obwohl diese Jäger bei der finnischen Luftwaffe bisher durchschnittlich nur 3.000 Stunden geflogen sind. Jetzt gibt das finnische Verteidigungsministerium unerwartet bekannt, dass die Lebensdauer auf 4500 Stunden reduziert wurde. Man weiß nicht, ob die finnischen Militärs tricksen oder der Hersteller „Boeing“ die Kunden wirklich angelogen und die Fähigkeiten seines Produkts überschätzt hat.

Außerdem muss ein für jeden Gegner unangenehmes Problem berücksichtigt werden. Jeder ins Ausland verkaufte F-35-Jäger kann unbemerkt auf Knopfdruck durch das Pentagon in eine amerikanische Drohne verwandelt werden, selbst wenn sich ein Pilot im Cockpit befindet. Der Pilot wird einfach zu Kanonenfutter und kann die Situation nicht mehr beeinflussen. Die US-Militärs argumentieren, dass dies zu Gunsten von „ungebildeten Verbündeten“ geschieht, die in komplizierten Situationen Probleme mit der Bedienung der Maschine bekommen könnten.

Der Abgeordnete des finnischen Reichstages Johannes Irttiaho erläutert das Problem wie folgt: „Der Erwerb der Kampfjets dient nur dazu, Finnlands Bündnis mit den USA zu vertiefen. In der Praxis können Entscheidungen über den Einsatz der Jets auch außerhalb des Parlaments oder durch unvollständige Informationen an die Abgeordneten getroffen werden. Alle F-35 sind an das ALIS (Autonomic Logistics Information)  System des Pentagon angebunden. Die Amerikaner haben ständig in Echtzeit ein Bild von Flügen mit F-35-Flugzeugen in den verschiedenen Lieferländern.“ Laut Irttiaho gehören diese Flugzeuge praktisch zur US-Luftwaffe, fliegen aber unter finnischer Flagge. Technisch bedeutet das, dass die F-35 problemlos über St. Petersburg fliegen können und die Yankees angeblich nichts damit zu tun haben. Der „dumme finnische Pilot“ hätte dann die Maschine fehlgeleitet und die Kontrolle über sie verloren. Selbst wenn eine F-35 einen Schlag gegen russische Einrichtungen verübt, wird die Verantwortung nicht in den Vereinigten Staaten liegen, von wo aber in Wirklichkeit der Befehl dazu gegeben wurde. Russland wird es dann mit Finnland, als einem de jure neutralen Land zu tun haben.

In russischen Medien schreibt man oft, die Legende um das F-35-Kampfflugzeug sei inszeniert, und es könne leicht abgeschossen werden. Aber auf den Bildschirmen der modernsten Radargeräte ist das Flugzeug von Lockheed Martin kaum von den unterschiedlichsten Arten natürlicher Störungen zu unterscheiden und bei richtiger Planung kann dieses Flugzeug trotz der weltbesten Luftverteidigungssysteme tief in den russischen Luftraum eindringen.

US-Militärs gehen davon aus, dass der Druck auf die Luftverteidigung der 6. Leningrader Luftarmee stark zunehmen wird. Es scheint, dass der Kreml äußerst hart auf diesen US-finnischen Deal reagieren wird, zumal noch Zeit ist. Die F-35-Flugzeuge für die finnische Luftwaffe müssen im Zeitraum von 2025 bis 2030 geliefert werden. Unterdessen vermieden es die Spitzenbeamten, die im finnischen Parlament sprachen, auf die Frage zu antworten, wie Russland auf die Nachricht über den Kauf der F-35 reagieren wird.

(Quelle: Sitnikow, A., Swobodnaja Pressa, 14.12.21, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

Finnische Streitkräfte

  • 500 freiwillig dienende Zeit- und Berufssoldaten
  • 600 Wehrpflichtige werden pro Jahr ausgebildet
  • freiwilliger Wehrdienst von Frauen möglich
  • aktive Kräfte des Heeres: 6 Brigaden, dabei drei voll aufgefüllte Brigaden, zwei selbstständige Gefechtsverbände (Battlegroups), ein Jägerregiment und ein luftbewegliches Jägerregiment
  • Mobilmachungsumfang: 230.000 Soldaten (drei Infanteriebrigaden, 14 Battlegroups, 28 Sicherungskompanien für territoriale Aufgaben)
  • Militärisch ausgebildete Bürger mit Befähigung zum Waffendienst: 900.000
  • Reservisten dienen bis zum 35. Lebensjahr in der Bereitschaftsreserve, Einberufung bis zum 60. Lebensjahr möglich

Ausrüstung Heer:

  • 120 Kampfpanzer Leopard 2
  • 100 Schützenpanzer BMP-2
  • 100 Schützenpanzer CV 9030
  • 300 Radtransportpanzer
  • mehrere Hundert Artillerie- und Flugabwehrgeschütze

Ausrüstung Luftwaffe:

  • 64 F-18-Jagdbomber Hornet
  • 100 weitere Flugzeuge und Hubschrauber

Ausrüstung Marine:

  • 8 Flugkörperschnellboote
  • 13 Minenräumschiffe
  • 6 Minenlegeschiffe
  • diverse Landungsboote und Hilfsschiffe
  • Mehrfachraketenwerfer der Küstenartillerie

(Quelle: Jeschonnek, F.: Finnland: Resiliente Demokratie durch leistungsstarke Reservestruktur. In: Hardthöhenkurier 5/20, S. 84ff)

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