EILMELDUNG - Gefährliche Konfrontation
250 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt, auf dem Truppenübungsplatz Pogonowo in der Region Woronesch, begann sich die 1. Garde-Panzerarmee der Russischen Föderation, die für operativ-strategische Angriffe vorgesehen ist, zu entfalten. Zur gleichen Zeit begannen Einheiten der 49. (Hauptquartier in Stawropol) und der 58. Armee (Hauptquartier in Wladikawkas) des südlichen Militärbezirks auf ungefähr die gleichen Linien vorzurücken. Solche Schlussfolgerungen ergeben sich aus den Materialien von Analytikern des „Conflict Intelligence Teams“ (CIT), einer internationalen Initiativgruppe von Bloggern, die bewaffnete Konflikte mit Hilfe offener Quellen untersucht.
In diesem Zusammenhang macht CIT auf eine Reihe von Videos aufmerksam, die im Internet veröffentlicht wurden. Zum Beispiel auf ein Video, das im Bereich des Bahnhofs Maslovka, einem Vorort von Woronesch, gemacht wurde. Auf ihm sind Infanterie-Kampffahrzeuge vom Typ BMP-2, 152 mm „Msta-S“ Panzerhaubitzen und T-80U-Panzer zu sehen. Letztere sind mit dem Wappen der 4. „Garde-Kantemirowsk-Panzerdivision“ versehen, die ständig in der Region Moskau stationiert ist. Diese Division bildet die Hauptschlagkraft der 1.Garde-Panzerarmee. Das Auftauchen einiger Panzer der 1. Garde-Panzerarmee bei Woronesch bedeutet nicht unbedingt, dass sich die gesamte Panzerarmee in Richtung der Ukraine bewegt. Aber es wird so getan, als wäre das der Fall. Und die CIT-Gruppe machte auf ein anderes Video aufmerksam: Demnach wurde am 19. November in der Station Mitschurinsk-Woronesch eine weitere militärische Einheit mit Munition, chemischen Aufklärungsfahrzeugen PXM-6 und einem schweren Flammenwerfersystem „Solnzesplesk“. auf dem Weg zum Bahnhof Maslovka gefilmt, die ebenfalls zur 1. Panzerarmee gehören soll. Bei der „Kantemirowsk-Division“ gibt es aber diese Technik nicht.
Der polnische Militäranalytiker Konrad Muzyka behauptet, dass es die militärische Ausrüstung des 20. Selbstständigen Regiments für Strahlen-, Chemikalien- und Bioschutz (RHBZ) ist, dessen Garnison in der Region Nischni-Nowgorod stationiert ist . Und was in diesem Fall typisch ist: Auch dieses Regiment, so wird behauptet, gehöre zur 1. Garde-Panzerarmee. So bewegen sich, nach Meinung des Westens, das 20. Selbstständige Regiment und T-80U Panzer der 4. Garde-Panzerdivision in Richtung der Grenze zur Ukraine.
Ungefähr in demselben Gebiet befindet sich das riesige Pogonowo-Übungsgelände, das in der Lage ist, nicht nur diese beiden Einheiten aufzunehmen. Das deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass sowohl dem Regiment als auch der Division ein Manövereinsatz befohlen wurde, der in engem Zusammenwirken durchzuführen ist. Mit ziemlicher Sicherheit kann das aber auch die Vorbereitung für eine Gegenoffensive sein, falls es zu einem Angriff der ukrainischen Armee auf den Donbass kommt.
Die Tatsache, dass Moskau die Wahrscheinlichkeit eines größeren russisch-ukrainischen Krieges sehr ernst nimmt, wird durch andere Fakten belegt, die das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation nicht einmal für notwendig hält, zu verbergen. So begann beispielsweise am 22. November 202 die Mobilisierung der erst in diesem Jahr geschaffenen Einheiten der Armeereserve (BARS) im Nordwesten der Russischen Föderation. Die Nachricht darüber wurde anscheinend als letzte Warnung an Kiew auf der offiziellen Website des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlicht.
Insgesamt, so die Website, ist geplant, mehrere Tausend Bürger als Teil separater Einheiten zu formieren, die auf der Grundlage von Militäreinheiten des Westlichen Militärbezirks gebildet werden. Tatsächlich geht es um rein zivile Einheiten, die jetzt dringend als Verstärkung des Personals der in der Russischen Föderation neu geschaffenen Territorialverteidigungstruppen gebraucht werden. Territoriale Verteidigungseinheiten werden vorrangig mit Personal verstärkt, das in der Armee gedient hat. Wenn alles nach Moskaus Plan verläuft, wird der Generalstab diesen Truppen hauptsächlich die Sicherung der wichtigsten Verbindungen, Brücken, Kommunikationszentren, Flugplätze, Häfen, Bahnhöfe und anderer Liegenschaften anvertrauen.
Vor wenigen Monaten wurde ein fast gleiches Trainingslager auf dem Territorium des südlichen Militärbezirks organisiert. Im September 2021 wurden dort aus der Reserve geschaffene Territorialverteidigungseinheiten bei der gemeinsamen strategischen Übung der Streitkräfte der Russischen Föderation und der Republik Belarus einem Test unterzogen. Mit einem Wort, die Konfrontation mit der Ukraine sieht auch von der russischen Seite immer bedrohlicher aus. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die ukrainische Seite in der letzten Zeit die Lage gegen die Donbass-Republiken und Russland eskaliert hat. Immer deutlicher nimmt die Konfrontationslinie die Form einer echten Frontlinie an. Und die Kämpfe von lokaler Bedeutung, die seit fast sieben Jahren nicht nachgelassen haben, werden nach dem Plan Kiews immer aggressiver und immer blutiger.
Am 25. November hat das Außenministerium der Russischen Föderation zum ersten Mal in den letzten Monaten den Begriff „offensive Aktionen Kiews“ verwendet, um die Situation im Donbass zu kommentieren. Die offizielle Vertreterin des Außenministeriums der Russischen Föderation, Maria Sacharowa, sagte: „Die Berichte der Sonderüberwachungsmission zeugen von den offensiven Aktionen der Streitkräfte der Ukraine, zuletzt im Gebiet der Siedlungen Granitnoe, Staromaryevka.“
Gibt es denn keine Möglichkeit durch etwas anderes als rituelle Äußerungen des russischen Außenministeriums und die Konzentration von Truppen an der Grenze einen möglichen Krieg, der von der Ukraine ausgelöst werden könnte, zu verhindern?
Wenn den Donbass ukrainische Panzer überrollen, dann haben die meisten von ihnen russischen oder weißrussischen Treibstoff im Tank. Warum lassen das die Verantwortlichen in Moskau und in Minsk zu? Warum wurde nicht schon vor langer Zeit, als das militärische Gewitter gerade begann, das Treibstoffventil nach Kiew zugedreht? Aber man handelte in Moskau irgendwie unentschlossen. Weil Geld nicht stinkt? Als in den ersten Monaten dieses Jahres die Gefahr einer groß angelegten bewaffneten Auseinandersetzung im Donbass zunahm, hat Russland die Lieferungen von Dieselkraftstoff nach Kiew nur um 32 Prozent verringert. Aber selbst unter Berücksichtigung dieser Kürzungen hat Russland aus irgendeinem Grund im gleichen Zeitraum enorme 1,327 Millionen Tonnen Kraftstoff an ein Land geliefert das offen feindlich gegen Russland auftritt und es ständig bedroht.
Aber selbst die relativ bescheidene Reduzierung der Lieferungen von Dieselkraftstoff hat die ukrainischen Streitkräfte durcheinander gebracht. Nach der Aussage des bekannten Kiewer Militärexperten Juri Butusow erhielten die ukrainischen Brigaden, die jetzt an die Front zum Donbass geschickt wurden, nur 17 Liter für jedes gepanzerte Kampffahrzeug. Man traut seinen Ohren nicht – das reicht nicht mal, um den Motor warmlaufen zu lassen. Etwas später, am 23. November, erzählte er weiter über die „Treibstoffkatastrophe“, die das ukrainische Militär heimgesucht habe. Diesmal bezog sich der Kiewer Experte auf Angaben des stellvertretenden Kommandeurs eines der Bataillone, das sich praktisch gerade am 4. November im Kampfgebiet um den Donbass befand. Dieser Offizier berichtete, dass sein Bataillon bei der Ankunft tatsächlich keinen Tropfen Treibstoff erhalten hat. „Mit dem Rest unseres Treibstoffes, der in den Tanks noch übrig war, konnten wir gerade noch Wasser, Lebensmittel, Brot, Brennholz und dergleichen für unser Personal beschaffen“, sagte der stellvertretende Kommandeur. Butusov fügte hinzu: „Es ging so weit, dass die Soldaten Treibstoff für ihr eigenes Geld kaufen mussten.“
Bedeutet das, dass ukrainische Panzer heute einfach keinen Kraftstoff mehr haben, womit sie in die Schlacht ziehen können? Das ist unwahrscheinlich. Ihr Operationskommando im Donbass hat sich zu lange und zu sorgfältig auf eine Offensive vorbereitet. Die ukrainische Armee hat seit geraumer Zeit alles Notwendige für eine große Schlacht bedacht. Auch den Kraftstoff im Umfang von den Millionen Tonnen, die immer noch aus Russland in die Ukraine fließen, haben sie bereits gebunkert. Und dass sie jetzt sparen, bis der Kampf beginnt, ist logisch. Aber wenn Moskau und Minsk diese Lieferungen zumindest ab Anfang 2021 komplett eingestellt hätten, hätten die kriegerischen Nachbarn vielleicht wirklich nichts zum Führen eines Krieges gehabt. Denn „Öl ist das Blut des Krieges“. Diese Aussage machte Monsieur Beranger, Direktor des französischen Generalkomitees für Kraftstoffe. Und wann sagte er das? Vor mehr als einem Jahrhundert, im Jahr 1917. Kannte man das Zitat in Moskau nicht?
(Quelle: Ischenko, S., Swobodnaja Pressa, 26.11.21, redaktionell bearbeitete Übersetzung)
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