Der kasachische Aufstand

In Kasachstan brodelt es durch Protestaktionen, die sich als organisierte Pogrome, Provokationen gegen lokale Sicherheitsbeamte und sogar brutale Tötungen entpuppen. Die Ereignisse in Alma-Ata werden in Russland besonders aufmerksam verfolgt, da sich dort das Epizentrum der nächsten „bunten Revolution“ befindet. Die Provokateure rebellieren auch aktiv in anderen Städten Kasachstans und sogar  in unmittelbarer Nähe der russischen Grenze. Von dort riecht es nach Rauch von brennenden Reifen und Pulvergasen. Wird das Feuer auf das Territorium Russlands übergehen? Alma-Ata (kasachisch: Almaty) liegt irgendwo weit weg, im Süden Kasachstans und zum russischen Orenburg sind es 1.885 km Luftlinie. Aber von Aktyubinsk (seit 1999 Aktobe) nach Orenburg sind es 217 Kilometer, davon 164 km Autobahn. Für russische Verhältnisse nur einen Steinwurf entfernt.

Aktobe, die fünft größte Stadt Kasachstans, gilt als rebellischste Region des Landes und als Zufluchtsort für Radikale. Noch in Erinnerung sind die Ereignisse des Jahres 2016, als hier eine Reihe von Terroranschlägen und ein Angriff auf eine Militäreinheit der Nationalgarde Kasachstans stattfanden. Schon jetzt kommen alarmierende Meldungen aus Aktobe. Die Provokateure greifen das Verwaltungsgebäude an, versuchen den Flughafen zu besetzen und begehen Terror- und Sabotageakte. Berichten zufolge waren es auch lokale Aktivisten radikaler Bewegungen aus Aktobe, die nach Alma-Ata gingen, um dort bewaffnete Provokationen zu organisieren. Sie werden zurückkehren und ihren Krieg in Aktobe, in unmittelbarer Nähe des russischen Territoriums, fortsetzen.

Die Region Aktobe gilt seit mehreren Jahren als jene Gegend Kasachstans, die am stärksten mit Aktivisten verschiedener extremistischer religiöser Bewegungen übersät ist. Ihre Besonderheit ist nicht so sehr der Wunsch nach religiöser Expansion, sondern der Kampf um die Säuberung der kasachischen Behörden von „abtrünnigen Westlern“, die „das kasachische Volk ausrauben und alles tun, um den Ungläubigen zu gefallen.“ Und wie wir gerade sehen, sind die Thesen „Wir wollen auch essen“ und „Hört auf, uns auszurauben“ das Leitmotiv für den Großteil der Teilnehmer an den kasachischen Protesten. Und wenn die Menge diese Slogans aufnimmt, braucht es kein Organisationsprinzip mehr. Es genügt, den Zweck und die Bewegungsrichtung anzugeben.

Man braucht sich keine Sorgen machen, dass Russland nicht in der Lage wäre, die Regionen Orenburg und Samara mit ihren 1.876 Kilometern russisch-kasachischer Grenze vor religiösen Fanatikern zu schützen. Wie kann Russland im Notfall die Grenze zu Kasachstan sichern? An vorderster Front stehen natürlich die russischen Grenzsoldaten, die die gesamten 7.598 Kilometer der kasachischen Grenze, die als die längste durchgängige Grenze der Welt gilt, bewachen. Es ist bekannt, dass die Grenze von russischer Seite nicht völlig geschlossen und bewacht ist und zahlreiche Flüchtlinge, aus Kasachstan kommend, sie ständig überqueren. Hinter den Grenzern steht der gesamte Zentrale Militärbezirk der Streitkräfte der Russischen Föderation.

Der Zentrale Militärbezirk ist der flächenmäßig größte Militärbezirk, jedoch nicht der am besten ausgestattete, in Bezug auf Waffen und sogar in Bezug auf die Anzahl des Personals. Im Gegensatz zu den Militärbezirken West, Süd und Ost ist er mit Restbeständen ausgerüstet. Bedingt durch die Art der auszuführenden Aufgaben, da aus Kasachstan und der Mongolei keine Bedrohungen zu erwarten waren. Nun sind Spannungen in Kasachstan aufgetreten, aber Panzerangriffe sind von dort definitiv nicht zu erwarten. Der Zentrale Militärbezirk gilt als interner Bezirk und ist somit auch eine Art Lager für Ausrüstung, Militärverbände, Formationen und Militäreinheiten. Zum Bezirk gehören zwei vollwertige Armeen (die 2. in Samara und die 41. in Nowosibirsk). Und auch im Zentralen Militärbezirk gibt es Einheiten der Friedenstruppe. Zu ihnen gehören die 15. selbstständige motorisierte Schützenbrigade mit einem ständigen Standort im Dorf Roshinsky in der Region Samara (ihre Soldaten machen momentan einen Großteil der Friedenstruppe in Berg-Karabach aus) und die 31. selbstständige Luftlandebrigade in Uljanowsk. Die Einheiten der 55. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade aus Kysyl wurden, durch die Situation in Kasachstan bedingt, zusätzlich in höchster Alarmbereitschaft versetzt, um sie schließlich nach Kasachstan zu entsenden. Es macht wenig Sinn, die gesamte Liste der Truppen in diesem Militärbezirkes aufzuzählen, aber wenn wir von der Notwendigkeit sprechen, die russische Grenze in „besonders gefährlichen Gebieten“, z.B. der kasachischen Region um Aktobe zu schützen, dann ist der Zentrale Militärbezirk durchaus in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen.

(Quelle: Sokirko, V., Swobodnaja Pressa, 7.1.22, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

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